3 x Schulfach Glück – Ein Perspektivenwechsel.
Mein 5. Seminar am Fritz-Schubert-Institut in Heidelberg steht an. Ich verbringe 6 Stunden im ICE und freue mich über das freundliche Bahnpersonal, welches mich mit Cappuccino und Twix versorgt. 16 Uhr komme ich am Hauptbahnhof in Heidelberg an – 17 Uhr sitze ich im Seminar mit 20 anderen glücksbegeisterten Männern und Frauen. Als Teilnehmerin am Seminar durchlaufe ich meinen ganz persönlichen Prozess: Ich nehme an den Übungen teil, blicke auf Stationen meines bisherigen Lebens, beschäftige ich mit meinen Werten, Stärken und Schwächen und mit meinen Zielen – Persönlichkeitsentwicklung & Selbst-Bildung. In den Pausen plaudere ich mit meinen Seminarkolleg:innen aus dem Rheinland, aus Berlin, vom Bodensee, aus Oldenburg oder aus Bayern , verbringe viel Zeit am Kaffeeautomat und vertilge gefühlt 1 kg Süßigkeiten am Tag. Mein Gehirn läuft auf Hochtouren und ich sauge all das Wissen auf wie ein Staubsauger. Ich bin so dankbar, dass ich einen Platz in diesem Ausbildungsgang ergattert habe.
Ich fühle mich wie ein Exot im riesigen System Schule. Ich bin gut vorbereitet und reise mit bunten Bällen, Moderationskärtchen, Klebeband und meinem Spickzettel an. Ich bin nicht ganz so aufgeregt wie in der letzten Woche, aber es reicht aus. Meinen eigenen Prozess vom vergangenen Wochenende durfte ich beiseitelegen – auf der Heimfahrt aus Heidelberg am Sonntag beschäftigte ich mich im Zug mit den Unterrichtsvorbereitungen für die Schüler und Schülerinnen der 5. und 6. Klassenstufe. Wenn ich vor der Klasse stehe, blicke ich ganz anders auf Schulfach GLÜCK. All die Informationen und Erkenntnisse, die ich in Heidelberg aufsammele, gilt es dann umzuwandeln und durch passende Methoden an die Kinder zu bringen. Meine Vorbereitungen kann ich zu 50% umsetzen- immerhin! Die Klassendynamik verlangt heute Improvisation… Willkommen im Schulalltag! Meine Achtung vor dem Lehrer:innenberuf wächst exponentiell. Ich fühle mich heute nach 2 Stunden in der Schule schon weniger erschlagen als in der letzten Woche. Lautstärke, Maske tragen, Tempo, viel Gewusel, Bildungsplan, Zeitdruck, Lernstoff aufholen, dazwischen ein Sportunfall, Meldung an die Eltern … RESPEKT! Ich verlasse mittags sowohl erfüllt als auch ermüdet das Schulgebäude und habe viele Fragen im Kopf.
In Vorbereitung auf meinen ersten Workshop für Multiplikator:innen aus dem Bildungswesen eröffnet sich mir eine dritte Perspektive. Nun geht es darum, die Idee von Schulfach GLÜCK an Menschen zu vermitteln, die sich ebenfalls dafür interessieren. Vielleicht, weil sie selbst als Lehrkraft die Ausbildung absolvieren wollen. Oder weil sie noch nie zuvor davon gehört haben, den Name interessant finden und sich informieren wollen. Oder weil sie eine Idee davon entwickeln wollen, was Schule noch sein könnte – oder wie Schule werden könnte. Ich wälze wieder Bücher und möchte all die Informationen und Zusammenhänge in meine eigenen Worte fassen. Ich möchte all das, was sich hinter diesem neuen Tor befindet, welches sich mir seit Juli Stück für Stück eröffnet, mit genau dieser Begeisterung an die Menschen hier vermitteln, wie ich es in Heidelberg vermittelt bekomme.
Eine Lehrerin im Gymnasium Radebeul sagte zu mir :
Dass, was Sie hier machen, ist Pionierarbeit!
Pionierarbeit geht langsam. Neue Wege bahnen ist oft anstrengend. Etwas Neues vorantreiben und etablieren, ist nicht immer freudvoll. Es gibt Menschen, die kritisch sind, mit den Augen rollen, abwinken, mich belächeln.
Es braucht Menschen, die helfen Wege zu bahnen. Die offen sind für neue Ideen und Möglichkeiten– und die mutig sind!
Nachdem ich heute viele Stunden an der Vorbereitung des Workshops gesessen und mich durch die Doktorarbeit von Ernst Fritz-Schubert (www.fritz-schubert-institut.de) gewühlt habe, bin ich noch überzeugter. Noch entschlossener. Und ich freue mich auf die Menschen, die am 2.12.21 in der Villa wirklich am Workshop teilnehmen.
Happy Wochenende!