Mach‘ 2025 zu Deinem Jahr Deiner zwischenmenschlichen Beziehungen!
Warum wir unser Miteinander nicht für selbstverständlich halten sollten
Ich hatte „zwischen den Jahren“ viel Zeit, um einer meiner Lieblingsbeschäftigungen zu frönen: Podcasts hören! In Einem, der vordergründig politische und gesellschaftsrelevante Themen behandelt, thematisierten die Hosts ihre gegenseitige Geschäftsbeziehung und nutzten den Jahresrückblick, um ihr gemeinsames geschäftliches Miteinander unter die Lupe zu nehmen. Beeindruckt hat mich dabei die Art und Weise, wie sie über ihre Beziehung sprachen und welch’ hohen Stellenwert sie dieser entgegenbrachten. Da gab es keinerlei Selbstverständlichkeit oder den Anspruch, dass es im Miteinander „einfach irgendwie gut läuft“.
Beide Akteure erkannten, dass der Erfolg ihres gemeinsamen unternehmerischen Tuns maßgeblich davon abhängt, wie sie miteinander im Kontakt sind, ob es ungeklärte Konflikte gibt, unausgesprochene gegenseitige Erwartungen oder bereits lang schwelende Enttäuschungen.
„Die Menschen bezahlen einen Steuerberater, oder eine Autowerkstatt, um sich bei Dingen, in denen sie sich nicht kompetent fühlen, unterstützen zu lassen.
Warum holen wir uns nicht auch Hilfe für unsere Beziehungen?“
In unseren Beziehungen geht es nicht nur um uns selbst, sondern auch um das, was daraus erwächst
Wir verbringen den Großteil unseres Lebens in Kontakt mit anderen Menschen. Wir befinden uns – egal ob Partnerschaft, Freundschaft oder Geschäftsbeziehung – dabei oft in gegenseitigen „Abhängigkeiten“, sei es emotional oder finanziell. Es geht also um wesentlich mehr, als nur um das Band zwischen uns und dem Anderen. Oftmals sind diese Beziehungen die Grundlage dafür, damit etwas anderes, was aus der Beziehung erwächst, überhaupt existieren kann. Gleichzeitig haben wir die Erwartung, dass das Miteinander schon „irgendwie läuft“, quasi wie von selbst und ohne unser Zutun. Es ist paradox, denn diesen Anspruch haben wir in anderen Lebensbereichen nicht.
Das Auto bringen wir zur Inspektion, wenn es nicht mehr fährt oder komische Geräusche macht. Wenn wir dauerhaft Magenschmerzen haben, holen wir uns medizinischen Rat oder konsultieren bei einem eingeklemmten Nerv einen Physiotherapeuten. In Sachen „Beziehungsgestaltung“ jedoch handeln wir oft aus dem Impuls heraus oder vermeiden einen Blick auf das, was sich für uns schon lange Zeit nicht gut anfühlt. Wir fühlen uns vielleicht nicht kompetent, wissen nicht, wie wir schwierige Themen ansprechen sollen oder haben Angst vor einer Verschlimmerung der Situation. Da liegt es nahe, dem Impuls nach Vermeidung zu folgen und einfach weiterzumachen wie bisher, mit der Hoffnung, dass es sich schon irgendwie von selbst regelt.
Die Auswirkungen sind jedoch oft verheerend. Ignorieren wir über lange Zeit die Motorleuchte, die uns in roter Farbe täglich darauf hinweist, dass im Herzstück unseres Autos etwas reparaturbedürftig ist, ist dieses am Ende oft nicht mehr zu retten. Motorschaden! Das kostet uns neben der vielen Zeit, die wir investieren müssen, oftmals auch viel Geld für einen neuen Motor oder vielleicht sogar ein neues Auto.
In zwischenmenschlichen Beziehungen ist es nicht anders.
Geht die Beziehung von Geschäftspartner:innen in die Brüche, hängt oftmals der Erfolg des Unternehmens oder der Organisation mit daran. Vielleicht sind durch den Bruch auch Mitarbeitende betroffen, deren Job auf dem Spiel steht. Neben dem eigenen Erfolg gerät der Erfolg des gesamten Unternehmens ins Wanken. Werden Konflikte in Familienbeziehungen ignoriert und unter den Teppich gekehrt, hat dies oftmals eine Auswirkung auf das gesamte Familiensystem. Eine „angespannte Stimmung“ zieht sich durch das Miteinander, manchmal kommt es sogar zum Kontaktabbruch (z.B. zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern oder Geschwistern). Vermeiden es Eltern, sich mit ihren Themen die Paarbeziehung betreffend auseinanderzusetzen, sind die Leidtragenden später nicht nur die Elternteile selbst, sondern auch die Kinder.
Egal wo wir hinschauen: Wir „hängen mit anderen Menschen zusammen“ und haben deswegen auch eine Verantwortung, uns darum zu bemühen, dass diese Verbindungen „funktional“ sind, d.h. das es allen Beteiligten im Miteinander gut geht.
Wir haben unser Beziehungsglück selbst in der Hand!
Doch wie macht man Beziehungen „funktional“? Hat uns das jemals jemand erklärt? Gab es ein Schulfach, in dem wir etwas über „Beziehungsmanagement“ gelernt haben, z.B. wie wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und Gefühle regulieren, Beziehungen gestalten oder was „gute Kommunikation“ eigentlich bedeutet? (Spoiler: Wie schön, dass es das heute „Schulfach Glück“ gibt :).
Bestenfalls sind wir in einer Umgebung groß geworden, wo uns diese Kompetenzen vorgelebt wurden und wir uns diese einfach abschauen und übernehmen konnten. Andernfalls verfügten unsere Eltern und Bezugspersonen auch nicht über die notwendigen Kompetenzen ein gelingendes Miteinander zu gestalten und wir übernahmen schlimmstenfalls das, was damals auch nicht so wirklich gut funktionierte.
Es ist also kein Scheitern, in Sachen Beziehungspflege nicht kompetent zu sein, so wie es auch kein Scheitern ist, den Motorschaden im Auto nicht selbst reparieren zu können und dafür eine Werkstatt in Anspruch zu nehmen. Scheitern tun wir dann, wenn wir unserer Verantwortung, Unterstützung zu suchen, nicht nachkommen und mit dem Wissen, dass etwas im Argen liegt, weitermachen wie bisher. Professionelle Hilfe in Form einer Beratung oder Gesprächsmoderation in Anspruch zu nehmen, sollte für uns und unsere Beziehungen das Normalste auf der Welt sein!
Wer noch keine guten Vorsätze für 2025 hat – Ich habe einen Vorschlag:
Macht 2025 zum Jahr Eurer Beziehungen und investiert Zeit, Energie und wenn nötig auch Geld für professionelle Unterstützung!
Kümmert Euch um Eure „zwischenmenschlichen Warnlampen und eingeklemmten Nerven“! Manchmal braucht es gar nicht viel und es muss nur hier und da eine Stellschraube nachgezogen werden. Ein andermal ist vielleicht ein längerer Prozess notwendig. Was auch immer es zur Reparatur benötigt: Es beginnt immer mit einer ehrlichen Selbstreflexion und einem ersten Schritt!
Beziehungen, in denen wir uns geborgen, gehalten und sicher fühlen, zählen zu den Faktoren, die uns langfristig und in hoher Intensität am glücklichsten sein lassen. Schenken wir diesem wichtigen Lebensbereich in diesem Jahr doch besonders viel Aufmerksamkeit, sei es durch bewusste Gesten der Zuneigung, offenen Gesprächen oder gemeinsam verbrachter Zeit mit den Menschen, die uns nahe stehen und die wir in unserem Leben nicht missen möchten.
Ich wünsche allen ein verbundenes und erfülltes Jahr 2025!