Kann Paartherapie wirklich helfen?
Die Paarbeziehung durch professionelle Hilfe wieder zum Blühen bringen
Ich vergleiche die Beziehung zwischen zwei Menschen gern mit einem Beet. Damit dort Blumen wachsen und blühen können und das Beet zu einem Ort wird, an dem beide gern verweilen, braucht es beidseitige Pflege und Aufmerksamkeit. Das Unkraut sollte regelmäßig entfernt werden, die Blumen benötigen ausreichend Wasser und hin und wieder etwas Dünger. Beide Partner:innen sollten bereit sein etwas zu „investieren“, damit sie langfristig vom gemeinsamen Beet zehren und sich daran erfreuen können. Manchmal sind die Verantwortlichkeiten jedoch nicht gerecht verteilt. So hat vielleicht eine Person das Gefühl, dass sie ganz allein für die „Beetpflege“ verantwortlich ist und der andere Teil des Paares keine Zeit oder Energie für das Gemeinsame aufbringt. Ein anderes Mal gibt es in der Paarbeziehung gar kein Bewusstsein dafür, dass es überhaupt ein Beet gibt. Jede:r einzelne geht seinem Alltag nach und hat womöglich gar keinen Blick auf die Partnerschaft, während das Beet vor sich hin trocknet und die Blumen nach und nach die Köpfe hängen lassen.
Wenn den gemeinsamen „Beziehungsblumen“ über lange Zeit die nötige Zuwendung und Nährstoffe fehlen, äußert sich das meist in Problemen, wie:
- Fehlende Zuwendung des Partners / der Partnerin
- Kommunikationsprobleme und fehlende gemeinsame Gespräche
- Gegenseitige Forderungen und Erwartungen
- Probleme in der Sexualität
- Gegenseitige emotionale Verletzungen
- Fehlende gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung
Eine Resignation in der Beziehung ist häufig die Folge von langanhaltenden Beziehungsproblemen. Die Partnerschaft gerät dann oftmals in eine Krise. An diesem Punkt entscheiden sich Paare professionelle Hilfe in Form einer Paarberatung oder Paartherapie in Anspruch zu nehmen. Der Schritt, sich als Paar an eine außenstehende Person zu wenden und dort etwas offen zu legen, was über einen langen Zeitraum noch gar nicht oder nur im Miteinander besprochen wurde, erfordert eine große Portion Mut. Oft überwinden die Menschen ein Gefühl von Scham und trauen sich, erstmals über Ihre Situation zu sprechen. Von mir gibt es an dieser Stelle immer eine große Portion Wertschätzung!
Was passiert in der Paartherapie?
In der Paartherapie arbeitet das Paar gemeinsam mit einem Paartherapeuten / einer Paartherapeutin an den vorherrschenden Beziehungsproblemen. Ein sicherer Raum ermöglicht es, offen über Probleme oder schwelende Themen zu sprechen und gemeinsam an einer positiven Veränderung zu arbeiten. Durch geführte Gespräche, Fragestellungen und erlebensorientierte Methoden lernt das Paar neue Aspekte von sich kennen, entwickelt ein erweitertes Verständnis füreinander und wird angehalten, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die im Alltag bisher vermieden wurden. Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit ist es, dass beide Partner:innen bereit für Veränderungen sind und eine Bereitschaft mitbringen, sich zu öffnen und auf das Gegenüber einzulassen.
Wann ist es zu spät für Paartherapie?
Wenn beide Partner:innen für sich bereits eine klare Entscheidung getroffen haben nicht mehr in der Beziehung bleiben zu wollen, gibt es in der Regel keinen Auftrag für die Paartherapie. Oftmals ist die Entscheidung jedoch nicht so klar und es gilt eine eigene Haltung zu finden, an welchem Punkt man selbst aktuell steht. Für manche Partner:innen hilft ein gemeinsamer Prozess, eine eigene, klare Position für oder gegen die Partnerschaft zu entwickeln. Bereits nach wenigen Stunden Paartherapie wird oft deutlich, in welche Richtung man sich selbst bewegen will. In anderen Fällen entstehen jedoch mit Hilfe von offenen, geführten Gesprächen Erfahrungen im Miteinander, die für eine neue Verbundenheit sorgen und somit ein erstes Samenkorn für ein verändertes Miteinander legen. Für eine professionelle Unterstützung ist es für Paare demnach nie zu spät, so lange beide Partner:innen bereit sind, sich für eine Veränderung – in welche Richtung auch immer – zu öffnen.
Kann man auch präventiv eine Paartherapie in Anspruch nehmen?
Immer mehr Paare suchen sich Unterstützung in Form eines „Beziehungskompetenztrainings“. Hierbei geht es weniger um eine „Rettung“ der bereits brüchigen Partnerschaft, sondern vielmehr um die Vorbeugung, damit sich kleine Konflikte nicht in große Krisen verwandeln. Das Paar investiert hierbei sozusagen sehr aktiv in die Pflege des gemeinsamen „Beziehungsbeetes“ und nutzt unterstützend einen „außenstehenden Gärtner“ in Form eines Paartherapeuten / einer Paartherapeutin. Hierbei geht es weniger um einen engmaschigen Prozess, sondern um vereinzelte Gespräche in größeren Abständen. Paare beschreiben diese kleinen Einheiten als sehr lohnend, wohltuend und stärkend für das gemeinsame Beziehungsfundament.
„Eine Partnerschaft ist kein Gefängnis und auch kein Ort, an den man sich klammert oder festgehalten wird. Sie ist ein Weg, auf dem beide sich weiterentwickeln. Ein steiler, vielleicht auch gefährlicher Weg. Aber mit Sicherheit einer der schönsten und fruchtbarsten Wege, die man einschlagen kann.“
Jorge Bucay, Das Buch der Begegnung
Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Partnerschaft aktuell etwas mehr Aufmerksamkeit benötigt? Dann zögern Sie nicht, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Ihre Beziehung zu stärken und damit langfristige Probleme zu vermeiden. Manchmal sind bereits 1-3 Stunden paartherapeutische Begleitung ausreichend, um wieder in ein neues, frischeres Fahrwasser zu gelangen. In einem Erstgespräch können wir gemeinsam einen Blick auf Ihre Situation richten und schauen, welche Schritte es als nächstes benötigt.
Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen!